Jörg Buchen im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“

Hinter uns liegt ein Jahr voller sehr neuer Erfahrungen – die Menschen und Märkte irritiert haben. Doch wenn alles wankt, bleibt offensichtlich eins stabil: die Nachfrage nach Immobilien. Jedenfalls in Deutschland. Genauer gesagt ist sie sogar gestiegen, zumindest im gehobenen Top-Segment. Das haben wir in den vergangenen Monaten erfahren und blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2020 zurück.“

Gleichermaßen groß war die Suchaktivität für Wohnimmobilien als Kapitalanlage wie für die Eigennutzung. Wir haben Objekte im Wert von über 100 Millionen Euro vermittelt. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von 15 Prozent. Die größte Nachfrage gab es bei Stadtvillen. Eine unglaublich starke Dynamik haben wir bei der Nachfrage rund um die Außenalster erlebt. Dort wechseln, laut Gutachterausschuss für Grundstückswerte, pro Jahr etwa 20 Stadtvillen ihren Besitzer. Allein wir haben davon 2020 sieben verkauft. Auch in den Elbvororten war die Nachfrage gewaltig. Dort bestand großes Interesse an Objekten zwischen zwei und vier Millionen Euro.

Eine wachsende Transaktionsquote in Krisenzeiten – diese Situation war für Hamburg nach der Eintrübung des Marktes Anfang des zweiten Quartals so nicht zu erwarten. Experten sprachen vielmehr von „Corona-Bremsspuren“ am internationalen Immobilienmarkt. Nach sich jahrelang überschlagenden Entwicklungen sorgte die Pandemie beispielsweise in London für sinkende Verkaufs-Erlöse im sonst so stabilen Luxus-Segment und in New York für einen regelrechten Absturz der Preise. Auch für Deutschland prognostizierten deutsche Wirtschaftsinstitute signifikante Preisrückgänge am Wohnimmobilienmarkt von zwölf bis 25 Prozent.

Doch es kam anders. Offenbar schätzen die Anleger Wohnimmobilien weiterhin als sicheres Investment. Und: Diejenigen, die eine Immobilie zur Eigennutzung erworben haben, waren auf der Suche nach einem schönen großzügigen Ort für sich in ungewissen Zeiten. Deshalb hat seit Mai die Nachfrage enorm an Fahrt aufgenommen – und die Preise sind gegenüber 2019 leicht gestiegen.

Was bedeutet das für neue Interessenten? Gibt der Hamburger Markt für hochwertige Immobilien in Top-Lagen nach diesem dynamischen Geschehen überhaupt noch etwas her? Keine Sorge! Es gibt in der Hansestadt ausreichend atemberaubende Objekte. Und eins ist so sicher wie Ebbe und Flut: Einige davon stehen immer zum Verkauf.

Erschienen in der WELT / WELT AM SONNTAG am 6. und 7. Februar 2021. 

Artikel in der WELT / WELT AM SONNTAG vom 6. und 7. Februar 2021